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Deutschland braucht mehr China-Kompetenz
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- © EFI
Chinesische
Direktinvestitionen in Deutschland stark gewachsen
In
den letzten zehn Jahren hat der Bestand an chinesischen Foreign Direct
Investments (FDI = ausländische Direktinvestitionen) in Deutschland
stark zugenommen. Der 2017 erreichte Wert von 7,8 Milliarden Euro lag
aber immer noch sehr deutlich unter dem FDI-Bestand in Deutschland aus
anderen EU-Ländern (320 Milliarden Euro) und den USA (98 Milliarden
Euro).
Die Sorge, dass die Übernahme durch chinesische Investoren deutsche Unternehmen in ihrer Leistungskraft schwächt, erscheint laut der Kommission mit Blick auf die Daten aber bislang wenig begründet. So kommt eine von der Kommission in Auftrag gegebene empirische Studie zu dem Schluss, dass sich deutsche Unternehmen, die zu mehr als 50 Prozent oder vollständig von chinesischen Investoren übernommen wurden, im Hinblick auf die Beschäftigtenzahl, den Umsatz und die Patentanmeldungen nach der Übernahme nicht anders entwickelt haben als von anderen internationalen Investoren übernommene Unternehmen. Eine im Auftrag der EFI durchgeführte Datenauswertung zu FuE-Tätigkeiten zeigt, dass Unternehmen, die von chinesischen Investoren übernommen wurden oder eine chinesische Beteiligung aufweisen, ihre FuE-Ausgaben und ihr FuE-Personal nicht verringern. Dennoch gibt die Expertenkommission zu bedenken, dass Unternehmensbeteiligungen und -übernahmen durch chinesische Investoren grundsätzlich mit der Möglichkeit einer politstrategischen Einflussnahme verbunden sind.
Politische Hürden für
Direktinvestitionen deutscher Firmen in China
Der
Bestand deutscher FDI in China hat seit Anfang der 2000er Jahre
deutlich zugenommen und erreichte 2017 einen Wert von 86 Milliarden
Euro. „Damit waren diese FDI zuletzt etwa elfmal so hoch wie
chinesische Direktinvestitionen in Deutschland“, erklärt Prof.
Katharina Hölzle vom Hasso-Plattner-Institut an der Universität
Potsdam und stellvertretende Vorsitzende der Expertenkommission.
Mehrheitsbeteiligungen und Übernahmen chinesischer Unternehmen durch
deutsche Investoren seien aber nach wie vor die Ausnahme.
„Die Aktivitäten deutscher Unternehmen in China wurden bisher durch Beschränkungen der FDI behindert“, stellt Prof. Cantner fest. Mit dem am 1. Januar 2020 in Kraft getretenen Investitionsgesetz sollen die in China bestehenden regulatorischen Hemmnisse für FDI abgebaut werden. Es bleibt allerdings abzuwarten, wie diese Lockerungen in der Praxis umgesetzt werden. Neben den ungleichen Rahmenbedingungen für FDI sehen deutsche Unternehmen die Durchsetzung von Rechten an intellektuellem Eigentum auf dem chinesischen Markt weiterhin als eine zentrale Herausforderung an.
Herausforderungen für
Wissenschaftskooperationen zwischen Deutschland und China
Mit der wachsenden wissenschaftlichen Bedeutung Chinas ist auch die
Anzahl der Wissenschaftskooperationen zwischen Deutschland und China
deutlich gestiegen. „Auch hier stellt sich eine Reihe von
Herausforderungen“, konstatiert Prof. Hölzle. Die Auswahl von
geeigneten institutionellen chinesischen Partnern sowie die Anbahnung
und Gestaltung von Kooperationsverträgen gestalteten sich häufig
schwierig. Dazu würden auch mangelnde Sprach- und Rechtskenntnisse
sowie kulturelle Unterschiede beitragen. Derzeit gebe es in
Deutschland keine zentrale Anlaufstelle, die systematisch
Informationen zu Problemen von deutsch-chinesischen
Wissenschaftskooperationen sammelt und auswertet, um Forschende zu
informieren und aufzuklären.
Mangelnde China-Kompetenz
in Deutschland
Nach Einschätzung der Expertenkommission
braucht ein produktiver wissenschaftlicher und wirtschaftlicher
Austausch mit China Köpfe, die mit der chinesischen Sprache und
Kultur gut vertraut sind, aber auch die Märkte, institutionellen
Rahmenbedingungen und politischen Strukturen dort gut kennen. „Eine
solche umfassende China-Kompetenz ist in Deutschland bisher aber kaum
anzutreffen“, kritisiert Prof. Holger Bonin vom Forschungsinstitut
zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn und Mitglied der
Expertenkommission. Dieser Mangel betreffe Wissenschaft und
Wirtschaft. Er sei aber von großen Unternehmen häufig leichter zu
bewältigen als von kleinen und mittleren Unternehmen und von
Hochschulen.
Gleiche
Wettbewerbsbedingungen für deutsche und chinesische Unternehmen
schaffen
Die Expertenkommission empfiehlt der
Bundesregierung, sich nachdrücklich für gleiche
Wettbewerbsbedingungen bei Direktinvestitionen für deutsche und
chinesische Unternehmen einzusetzen. Darüber hinaus befürwortet sie
die Pläne des BMWi, Unternehmensübernahmen durch ausländische
Investoren im Bereich sensibler Technologien umfassender zu prüfen.
Dafür sollten die hierbei einbezogenen Technologiebereiche zunächst
benannt sowie klare und transparente Prüfkriterien entwickelt
werden.
Wissenschaftliche
Kooperationen mit China zu beiderseitigem Nutzen gestalten
Die Expertenkommission spricht sich ferner für die Einrichtung
einer zentralen Kompetenzstelle zur Beratung deutscher Wissenschaftler
aus. Die Kompetenzstelle sollte auch Kapazitäten vorhalten, um den
erhöhten Informations- und Beratungsbedarf von KMU bei
deutsch-chinesischen Forschungsprojekten zu decken. Forschung und
Lehre, die zum Verständnis von aktuellen politischen,
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen in China
beitragen, sollten gestärkt werden. Hierbei ist auf die Vermittlung
von guten Kenntnissen der chinesischen Sprache zu achten. Darüber
hinaus sollte es einen intensiven und kontinuierlichen Austausch über
die Rahmenbedingungen und Perspektiven der Wissenschaftskooperation
zwischen Deutschland und China geben, der mit den europäischen
Partnern abgestimmt ist.
Die Pressemitteilung können Sie hier [2] als PDF herunterladen.
Quelle:
Expertenkommission
Forschung und Innovation (EFI)
Link
[3], 19.02.2020
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