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„Die Vereinigung der Standardzeit in Japan und Mandschukuo“: Die Territorialisierung der Zeit im Kaiserreich Japan, 1931–37
Mit dem „spatial turn“ der 1990er Jahre hat sich in den Geisteswissenschaften ein neuer Forschungsansatz etabliert, dessen Analyserahmen den sozialen Raum als Bezugsgröße nimmt, um Globalisierungsprozesse der Vergangenheit und Gegenwart jenseits von Nationalstaatlichkeit zu untersuchen. Durch die paradigmatische Verschiebung von der Zeit hin zum Raum wurde bislang allerdings Zeitmanagement, welches für die Modernisierungen und Globalisierungsprozesse des 19. und 20. Jahrhunderts eine herausragende Rolle spielt, in der Globalisierungsforschung kaum beachtet. Die Studie soll daher Zeitmanagement in japanischen Eisenbahngesellschaften seit dem Beginn der Meiji-Zeit bis zum Jahr 1937 untersuchen, um zu demonstrieren, dass Zeitlichkeit—ebenso wie Räumlichkeit—fundamental neukonfiguriert wurde, um den Bedürfnissen moderner Staatlichkeit zu entsprechen. Die Arbeit stützt sich dabei insbesondere auf zeitsoziologischen Untersuchungen zum modernen Japan, um einen allgemeinen Überblick zu Etablierung der bis heute üblichen Standardzeit in Japan zu gewähren. Darüber hinaus sichtet sie Quellen aus zwei englischsprachigen Tageszeitungen, die North-China Daily News und Manchuria Daily News, aus den Jahren 1935–36, um die Umstellung der mandschurischen zur japanischen Standardzeit (UTC+9) im Jahr 1937 zu analysieren. Dementsprechend ist die Arbeit in zwei Sektionen unterteilt. Der erste Abschnitt skizziert die Internalisierung von Zeitlichkeit vom Beginn der Meiji-Zeit bis in die frühen 1930er Jahre. Der Fokus liegt hier auf der Schulung des Bahnpersonals sowie der Frage, wie Pünktlichkeit im japanischen Eisenbahnmanagement erreicht wurde. Der zweite Abschnitt wendet sich hingegen der Makroebene zu. Er untersucht den Fall der Zeitumstellung zur japanischen Standardzeit in Mandschukuo im Jahr 1937, d.h. wenige Monate vor dem Ausbruch des zweiten Sino-Japanischen Krieges. Die These ist, dass die Umstellung insbesondere aus militärischer Sicht sowie vom Management der Südmandschurischen Eisenbahngesellschaft als Notwendigkeit erachtet wurde, um den Bahnbetrieb auch in Kriegszeiten aufrechterhalten zu können. Zeit und Raum bilden eine ontologische Einheit (daher Territorialisierung von Zeit). Um Globalisierungsprozesse besser zu verstehen, muss untersucht werden wie Raum durch Zeit miteinander vernetzt wird.
CV
Kim Chung hat den Bachelor in Politik- und Geschichtswissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg absolviert. Momentan studiert er im Erasmus Mundus M.A. Programm „Global Studies“ an der Universität Leipzig und der Universität Roskilde. Seine Interessensschwerpunkte liegen in der Geschichte Preußens, Chinas, Japans, Politischen Theorie, Globalgeschichte sowie Nationalismus und „Traditionalismus“ in China und Japan. Derzeit forscht er an seiner Masterarbeit zur Biopolitik und Humangenetik im gegenwärtigen China.